Österreich hat gewählt. Das Ergebnis: wie zu erwarten war. Wie zu befürchten war.
Die Verhandlungen zur Übersetzung der Stimmverteilung in konkrete Politik werden ihren Lauf nehmen. Dazu äußern sich Berufenere an anderen Orten.
Mich interessiert heute die Frage, wieviele Faschisten sich unter den 1.375.464 Wähler:innen (Stand 30.9.24, 08:45 h) befinden, die ihre Stimme für die FPÖ abgegeben haben. Übern Daumen gepeilt wäre das also ungefähr jede:r dritte Wahlberechtigte.
Ja wo sind sie denn nun? Wo laufen sie denn? Man darf vermuten, dass ziemlich jeder FPÖ-Wähler entrüstet die Unterstellung von sich weisen würde, er sei Faschist. Und das wohl mit Recht. Muss denn eine:r definieren können, wer Faschist genannt werden darf, wenn sie/er eine Partei wählt, deren Anführer Gruppen wie die Identitären für eine „interessante NGO engagierter junger Leute“ hält, wie es Herbert Kickl mehrfach definiert hat?
Wenn wir den Plakaten der FPÖ-Werbung folgen, dann haben die fast 1,4 Millionen Blau-Wähler:innen Kickl ohnedies aus Liebe gewählt. Oder weil sie endlich mal ein ordentliches Werkzeug in die Hand nehmen wollten. Wegen der fünf guten Jahre. Und dann?
Dann wäre das blaue Projekt konsolidiert. Schluss mit guten Jahren. Dann wird offenkundig, dass das Leben in einer Festung vor allem die Befestigten einsperrt, während das Aussperren der weiten Welt den Anschluss an Gegenwart und Zukunft konterkariert. Wie es der Wille von 1,4 Mio. Blaukreuzlern ist? Wohl kaum.
Das andere Zahlenspiel: 70 % der Wahlberechtigten haben ihre Willenserklärung abgegeben, dass Kickl nicht Volkskanzler werden solle. Wie wäre es, wenn die alle sich zusammentäten in dieser besonderen Situation und flott eine Konzentrationsregierung ausverhandelten, die ihre besten Kräfte bündelt und für fünf bessere Jahre sorgt? Als gutes Beispiel. Zeit zum Streiten gibt’s später noch reichlich.
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